Sie befinden sich hier:  Startseite >  Weinviertel & Wissenswertes >  Topotheken im östlichen Weinviertel >  Wintergeschichten > Fallbach Winter

Jahreswechsel

Rund um Neujahr wurden in manchen Bauernhäusern die Stallungen ausgeräuchert. Brauchtum und Überlieferung, Desinfektion, was das Räuchern immer bewirken sollte, es kam auf jeden Fall ein besserer Geruch in den Stall.

 

Zwischen Weihnachten und Neujahr waren die Schlankltage. Es waren Urlaubstage für die Dienstboten. Sie wurden in die Keller eingeladen und manche bereiteten einen Dienstort-wechsel vor. Erst zu „Maria Lichtmess“ wurde dann der Wechsel durchgeführt.

 

Der Christbaum stand meistens bis Heiligen Dreikönig. Die selbstgemachte Windbäckerei und die Schokoladestückchen waren bereits gegessen. Nur mehr leere Staniolpapierln hingen am Baum. Das bunte Papier wurde vorsichtig ausgestreift und mit dem Christbaumschmuck für das nächste Jahr aufgehoben.

 

 

 

Wintervergnügen

Es gab in jeder Ortschaft Schlittenhänge, die nicht immer auf einer Wiese abseits der Straßen und Gehwege waren. Der Schlosspark in Loosdorf war Treffpunkt von Groß und Klein. Immer den gleichen Hang auf und ab zu fahren wurde mit der Zeit fad. Wir bauten kleine Sprungschanzen und suchten immer neue Steilstücke und Abfahrten. Neben dem Halterhaus führte der Schlittenhang über die Dorfstraße bis ins Bäckergassl. Für normal ein Gehweg, der von den Anrainern zum Wasserholen täglich benutzt wurde. Die Renner Lena wohnte oberhalb des Weges und jagte uns natürlich davon, denn durch das Schlittenfahren wurde der Weg glatt und gefährlich. Sie kam mit einem alten Blechkübel und streute Asche auf den Weg um nicht auszurutschen. Es machte uns nichts aus, wir zogen weiter zum „Hauerberg“ oder zum Kirchensteig.

 

Die Pferde mussten auch im Winter mindestens jeden zweiten Tag aus dem Stall und in Bewegung gehalten werden. Bei günstiger Schneelage wurde Holz aus dem Wald mit dem Pferdeschlitten geholt oder es wurde einfach eine Dorfrunde mit einem leichteren Schlitten gemacht. Wir Kinder durften unsere Einsitzer-Schlitten bzw. Zacherl anhängen. Innerhalb kurzer Zeit hing ein langer Rattenschwanz hinter dem Pferdeschlitten. Lange ging die lustige Ausfahrt nicht gut, denn die Straßen waren nicht geräumt und in den Fahrrinnen kippten die kleinen Schlitten leicht um.

 

Die großen Burschen versuchten selbst Holzschi zu machen. Ein dünnes, gehobeltes Brett wurde zugespitzt und im Erdäpfeldämpfer über den aufsteigenden Dampf gehalten. Dabei wurde die Spitze mit einer langen Zange hochgebogen. Die Bindung wurde aus alten Lederriemchen auf die Bretter genagelt und auf die Winterschuhe gebunden. Die hochgebogene Spitze hielt leider nur einen Tag und dann musste wieder gedämpft und gebogen werden. Auch beim ersten gekauften Paar Schi musste immer wieder die Spitze nachgebogen werden.

 

Schneemann bauen, Schneeballschlacht machen, Schneehöhle graben, Eis rutschen oder mit dem Zacherl fahren, fad wurde uns nie. Einige von uns hatten schon „Schraubendampfer“, das waren Schlittschuhe zum Anschrauben. Auf den Sohlen der normalen Winterschuhe wurden die Metallklammern fest zusammengezogen und mit den darunter angebrachten „Schleifeisen“ konnte man wie mit Schlittschuhen fahren. Meistens löste sich nach einiger Zeit die Sohle und wir mussten die einzigen festen Schuhe die wir hatten, vom Schuster reparieren lassen.

 

„Gott sei Dank“ gab es noch einen Schuster in der Ortschaft.

Seite teilen:

Bild